/ Oktober 11, 2018

Übersetzte Kunst: Der Reisetext als kunstwissenschaftliches Vermittlungsinstrument: „Kartki z podróży. 1858-1864” (1866, 1874) von Józef Ignacy Kraszewski

Master thesis, Slavic Studies, Eberhard Karls Universität Tübingen (11.10.2018 Prof. Dr. Schamma Schahadat, Prof. Dr. Irina Wutsdorff)

1. Übersetzte Kunst im Reisetext: Einführung und These

Der polnische Schriftsteller, Historiker, Publizist und Maler Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) veröffentlichte neben seinen populären historischen Romanen, wie der „Sachsen-Trilogie“ (Hrabina Cosel (1873), Brühl (1874), Z siedmioletniej wojny (1875)), auch seine heute weniger bekannten Reisebeschreibungen, die Kartki z podróży 1858-1864 (Warschau 1866, 1874).

In der Forschung finden diese Reisetexte keinen großen Widerhall.[1] Dies ist zum einen bedingt durch die allgemeine Popularität und die damit verbundene große Anzahl an Reiseberichten im 18. und 19. Jahrhundert. Zum anderen werden seine Texte zu Reisen innerhalb Polens und in andere Ländern wie Litauen oder die Ukraine in der wissenschaftlichen Analyse bevorzugt[2]. Kraszewski wurde bereits zu Lebzeiten als nationaler Autor gefeiert und war trotz seiner Emigration nach Deutschland (Dresden), ein wichtiger Teil der polnischen Nationalbewegung zwischen den Aufständen sowie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[3] Diese Rolle beeinflusst den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs und führt dazu, dass Texte, die auf den ersten Blick keine nationalen Themen betreffen, aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit verdrängt werden. Die Kartki z podróży. 1858-1864 sind jedoch ein interessantes Textbeispiel, um die Kunstvermittlung durch das Medium Reisetext zu betrachten – eine schriftliche Form der Kunstübersetzung. Sie können in der folgenden Analyse als zeitgemäßes Beispiel der Verbindung literarischer und wissenschaftlicher Ansprüche identifiziert werden.

Die Texte, die fast zehn Jahre nach den eigentlichen Reisen entstanden, wurden zunächst abschnittsweise in der Gazeta Codzienna[4] veröffentlicht, bevor sie dann gesammelt in zwei Bänden mit zahlreichen graphischen Bildbeigaben[5] herausgegeben wurden. Nicht nur die Sammlung verschiedener Eindrücke mehrerer Einzelreisen, sondern auch die späte Herausgabe des Textes bot für Kraszewski die ideale Möglichkeit, eine Einordnung des Gesehenen in sein spezifisches Kunstkonzept vorzunehmen. Eine Analyse des veröffentlichten Endprodukts erscheint mir deshalb besonders fruchtbar im Vergleich mit den beiden kunsthistorischen Publikationen des Autors, Ikonotheka. Zbiór notat o sztuce i artystach w Polsce (Wilna 1858) und Sztuka u Słowian szczególnie w Polsce i Litwie przedchrześcjańskiej (Wilna 1860). Die beiden Texte entstanden, wie ihr Erscheinungsjahr verrät, im Zeitraum der beschriebenen Reisen nach Italien, Frankreich, Deutschland und Belgien, beziehungsweise unmittelbar davor.[6] Die Publikation Ikonotheka beinhaltet eine unvollständige Enzyklopädie polnischer Künstler und ein kurzes Vorwort zur Intention des Lexikons. Der zweite Text versucht eine spezifisch slavische Kunstgeschichte zu entwerfen. Dort definiert der Autor Kunst unter anderem als natürlichen Ausdruck der menschlichen Seele. Diese gängige Vorstellung in der Kunstgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts ist nicht auf Polen oder die slavischen Kulturen begrenzt. Wie in anderen westeuropäischen Texten zur Kunst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Seele bei Kraszewski auch national definiert.[7] Aus den die wissenschaftlichen Texte umgebenden Korrespondenzen sowie überlieferten handschriftlichen Manuskripten und Fragmenten geht außerdem hervor, dass Kraszewski sich explizit für die Etablierung und Systematisierung eines kunsthistorischen Diskurses in Polen einsetzte. Die beiden genannten Texte sind das fragmentarische Ergebnis einer langjährigen Beschäftigung mit der polnischen Kunst und den Bestrebungen, eine alle Gattungen umfassende polnische Kunstgeschichte zu schreiben.[8] Dem zeitgenössischen Fachinteresse entsprechend integrierte Kraszewski in seine Konstruktion der europäischen Kunstgeschichte mittelalterliche und frühchristliche Werke in besonderer Weise. Die Rezeption von und das wissenschaftliche Interesse an mittelalterlicher Kunst etablierten sich mit der Konstruktion der einzelnen Nationen. Die christliche Prägung und die historische Kontinuität der nationalen Kultur wurde häufig über die mittelalterliche und frühchristliche Kunst hergeleitet. Das zunehmende Interesse für mittelalterliche Kunst spiegelte sich zunächst in vereinzelten Beschreibungen, aber bald in zahlreichen, teilweise reich bebilderten Publikationen, Ausstellungen und musealen Konzeptionen sowie der aufstrebenden Denkmalpflege.

In seinen Reisetexten beschreibt Kraszewski parallel zu den bereisten Landschaften und den Eigenschaften sowie Verhaltensweisen ihrer Bewohner ausführlich Kunst- und Bauwerke. Dabei nimmt er eine kritisch bewertende und dem Leser gegenüber belehrende Rolle ein.

„Krąg zainterosowań Kraszewskiego jest szeroki, a Kartki z podróży są niezwykłym zbiorem informacji na temat historii sztuki europejskiej, a także – ówczesnej kultury europejskiej.“[9]

Es wird deutlich, dass ihm die westeuropäische Kunst bekannt ist. Seine künstlerische Ausbildung und die eigene Kunstsammlung, die später in die Sammlung des Muzeum Narodowe in Warschau einging[10], zeugen von diesem professionellen Interesse an Kunst. Die grundsätzliche Leidenschaft und seine über Jahre entwickelte Kunstkennerschaft[11] spiegelt sich in unterschiedlicher Weise auch in den literarischen Beschreibungen und den sachlichen Analysen konkreter Werke wider.

Ich frage mich, wie diese drei Komponenten – das persönliche Kunstinteresse, die Konstruktion der slavischen Kunstgeschichte und die Beschreibung der Kunst und Kunstsammlungen – in den Reisetexten zusammenspielen. Dabei geht es mir nicht nur um die inhaltliche Ebene der Darstellung, sondern in besonderem Maße auch um die literarische Beschreibung von Kunst – die Übersetzung visueller Eindrücke in das sprachliche Medium.

In der hier vorliegenden Arbeit soll die Frage beantwortet werden, wie Kraszewski die europäischen, mittelalterlichen Kulturschätze und Kunstwerke in seinem Reisetext beschreibt und welcher Zusammenhang dabei zur (von ihm definierten) Kunstgeschichte beziehungsweise dem zeitgenössischen kunstwissenschaftlichen Diskurs hergestellt werden kann. Daran knüpfen sich untergeordnet Fragen nach der Beziehung zu anderen Werken der Gattung Reisetext, nach der literarischen Übersetzung visueller Kunstwerke und den Verbindungen zwischen einer slavischen und einer gesamteuropäischen Kunstgeschichtsschreibung an. Die Idee der kanonisierten Bildungsreise nach Rom und im Laufe des 18. Jahrhunderts häufiger auch in andere westeuropäische Kulturmetropolen, wie Paris oder Wien, spiegelt sich auch in Kraszewskis Reisezielen wider. Dies ermöglicht es, in der Analyse intertextuelle Bezüge und Überschneidungen oder Abgrenzungen zu besonders populären Texten wie Goethes Italienischer Reise (1811-1822)[12] oder Gogol’s Rim (1842) zu analysieren und zu hinterfragen.

1.1. Forschungsüberblick und methodische Herangehensweisen

Die Art und Weise der Beschreibung von mittelalterlicher Kunst und Architektur in Kraszewskis Reisetexten steht im Zentrum meines Interesses. Ausgehend von der Kunstrezeption im Textmedium soll die Einbettung der Beschreibungen in den Kontext des Reisetextes ebenso wie die Rückbindung an das kunstwissenschaftliche Gedankengut des Autors untersucht werden. In der vorliegenden Masterarbeit sollen zu diesem Zweck die Reisebeschreibungen literaturwissenschaftlich und in Bezug auf die beiden kunstwissenschaftlichen Primärtexte betrachtet werden. Ausgehend von Autoren wie Barbara Korte (1996), Johannes Gröbert (2014), Peter Hulmes/Tim Youngs (2007) oder Carl Thompson (2011) und anderen versuche ich, den Spezifika der Textgattung nachzugehen: Wie wird die Wirklichkeitserfahrung in die Form eines Reisetextes gebracht und welche kulturgeschichtlichen Aufschlüsse ergeben sich daraus?

In Anbetracht des wissenschaftlichen Anspruches des Reistextes, wie er auch für den hier vorliegenden Text zutrifft, charakterisiert Annette Graczyk das Genre um 1800 als besonders gut geeignet, um die Nachteile von zeitgenössischen streng systematisch aufgebauten wissenschaftlichen Darstellungen auszugleichen:

„Der Reisebericht erwies sich als ideales Medium, mit dem man flexibler auf die neuen Anforderungen [der Wissenschaften] eingehen konnte. Er wahrte den räumlichen und zeitlichen Zusammenhang der Fahrt und bot die Entdeckungen im reizvollen Modus des Entdeckens dar. Sofern sich der Reisebericht mit einem wissenschaftlichen Anspruch verband, trat der Reisende in ihm als Vermittler auf, der mit seinem wissenschaftlich geschulten Denken, seinem beweglichen Blick und seinen Reflexionen die Beziehung zwischen Raum, Natur und Mensch herstellte. Er konnte als Wissensvermittler verschiedene Aspekte von Interdisziplinarität entlang der Reiseroute behandeln und versuchen, die realen Vernetzungen und ursächlichen Verkettungen aufzuzeigen. In seiner Figur vereinigen sich Cicerone und Dozent.“[13]

Kraszewskis Reisetexte erscheinen in einem Zeitraum, in dem seine kunstwissenschaftliche Publikationstätigkeit quantitativ abnimmt. Die beiden veröffentlichten wissenschaftlichen Texte erschienen nur unvollständig und viel später als geplant, sodass ihre Inhalte teilweise bereits an Aktualität verloren hatten.[14] Interessanterweise zeigen sich in den im Reisetext formulierten Positionen Bezüge zu diesen Studien, weshalb sich die Frage stellt, ob die Wahl des literarischen Mediums, ein bewusster Schritt war, um das in diesen früheren Studien erarbeitete Wissen auf eine neue Art und Weise zu vermitteln und mit dem aktuellen Diskurs zur europäischen Kunst zu verbinden.

Zum besseren Verständnis der Vorgehensweise soll hier ein kurzer Forschungsüberblick über die literaturwissenschaftlichen Beschäftigungen mit der Reiseliteratur gegeben werden. Aus den in diesem Rahmen vorgestellten Methoden und Ansätzen ergibt sich in Verbindung mit Forschungsbereichen der Mittelalterrezeption und Kunstgeschichtsschreibung die anschließend dargestellte Argumentationslinie.

Die Reiseliteratur wird seit den 1960er Jahren zunehmend in der Literaturwissenschaft thematisiert, zunächst in Verbindung mit sozialgeschichtlichen Ansätzen, dann verstärkt seit den 1980er Jahren im Zuge der kulturwissenschaftlichen Wende.[15] Bislang gibt es allerdings laut Johannes Gröbert keine überzeugenden Zugänge zur Problematik einer „Theorie, Typologie und Poetik des Reiseberichts“[16]. Zwar liefern die Arbeiten von Wolfgang Neuber oder Ansgar Nünning[17] Ansätze, die Literarisierung des Reiseerlebnisses zu kategorisieren, genauere Analysen sind jedoch selten.[18]

Trotzdem sollen hier einige in der Wissenschaft hervorgehobenen Charakteristika der Gattung Reisetext genannt werden. Im späteren Verlauf der Arbeit, insbesondere in Kapitel 3, sollen diese Merkmale dann anhand der zu untersuchenden Primärtexte identifiziert und diskutiert werden.

Der Terminus der Reiseliteratur dient als Oberbegriff mit zwei Unterkategorien: die fiktionalen Texte (wie Reiseerzählungen, Reisenovellen, Reiseromne etc.) und die nichtfiktionalen Reisetexte (wie Reiseberichte, die empirisch überprüfbare räumliche und zeitliche Bewegungen beschreiben). Gröbert wendet sich in dieser Gattungsdefinition gegen die Annahme von Barbara Korte, die von einer „grundsätzliche[n] Fiktionalität“ sämtlicher Texte über das Reisen ausgeht.[19] Zur Fiktionalität in Reisetexten nehmen auch Peter Hulme und Tim Youngs 2007 treffend Stellung:

„The concept of fiction is indeed at the heart of the matter. In one sense all writing is fiction: all writing is made of language. But not all writing is fictional. There are etymological roots to this distinction, but I usually explain it to my students as the difference between made and made-up. All travel writing – because it is writing – is made in the sense of being constructed, but travel writing cannot be made up without losing its distinction. […] There is almost no statuesque literature. As a result, if travel writing were to be defined as literature which featured travel, almost no literature could be excluded, making the definition nugatory. But the practical dimension is secondary to what might be described as the ethical dimension. All travel writing involves an explicit or implicit truth claim: writers claim to be have been in the places they describe. If they are subsequently discovered not to have been, then their work is discredited. […] So travel writing is certainly literature, but it is never fiction.“[20]

Diesem Ausgangspunkt schließe ich mich in dieser Arbeit an. Ich gehe von einer grundlegenden, künstlerischen Konstruktion des Reisetextes aus.[21]

Ebenso charakteristisch für die Gattung des nichtfiktiven Reisetextes ist der Anspruch auf Wahrheit und Authentizität der Äußerungen über die jeweilige Reise. Wolfgang Neuber beschreibt diese Wahrheit als das, „was einer Gesellschaft an einem bestimmten geschichtlichen Ort als das Glaubhafte erscheint“[22]. Auch Tilman Fischer definiert Authentizität als „Ergebnis einer Identität zwischen Darstellung und Erwartung“[23]. Gröbert charakterisiert den „truth claim“ als „historisch variable[n] Erzähleffekt unter Zuhilfenahme von Beglaubigungsstrategien, nach denen sich die Komposition der einzelnen Reisewerke leitmotivisch orientiert.“[24] Solche Beglaubigungsstrategien sind beispielsweise Verweise auf nachträgliche oder persönlich besichtigte Reiseziele, die Beteuerung wissenschaftlicher Integrität zum Beispiel durch Lektürereferenzen oder einen sachlichen Schreibstil. Ziel des Textes ist es, ein empirisches, realitätsverhaftetes Dokument zu schaffen, mit den Worten Ottmar Ettes eine „narratio vera“.[25]

Ein weiteres Merkmal des Reisetextes ist die Polythematik im Unterschied zu einem monothematischen beispielsweise fachkundlichen Text.[26] Ein Reisetext weist nicht nur verschiedene inhaltliche sondern auch diverse formale Ebenen auf. Nünnings Ansatz einer linearen Zuspitzung der Wirklichkeitsrepräsentation (in Rückgriff auf Paul Ricoeurs Mimesis-Modell und vergleichbar mit Erwin Panofskys Ikonographie/Ikonologie-Lehre) bietet sich an, um den grundlegenden Aufbau und die Genese des Textes zu veranschaulichen:

„Erstens sind Reiseberichte bezogen auf und präformiert durch eine vorgängige, außerliterarische Wirklichkeit (Präfiguration): Ebenso wie literarische Werke entstehen Reiseberichte im Kontext von Kulturen, in deren symbolischen Ordnungen bereits bestimmte Versionen und Konzepte von Reisen und Identitäten (objektiviert in sozialer Interaktion, Texten der literarischen Tradition und Medien anderer Symbolsysteme) kursieren. Zweitens stellen Reiseberichte die während einer Reise besuchten Orte und die gemachten Erfahrungen mit bestimmten narrativen Mitteln dar (Konfiguration): Dabei rekurrieren sie in der Regel auf bestimmte ‚Wahrnehmungsformen‘ […], auf individuelle und kollektive Gedächtnisinhalte sowie auf Stereotypen vom Eigenen und vom Anderen bzw. Fremden, gestalten oder konfigurieren sie jedoch durch spezifisch ästhetische, narrative und deskriptive Verfahren jeweils modellhaft neu. Solche literarischen Konfigurationen bzw. Inszenierungen des Reisens vermögen drittens auf die außerliterarische Wirklichkeit zurückzuwirken (Refiguration): Ebenso wie Literatur sind auch Reiseberichte an der Ausformung und Reflexion von kollektiven Identitäten und von verbreiteten Vorstellungen von Reisen, von anderen Ländern und Völkern sowie von Selbst- und Fremdbildern (individueller wie kollektiver Art) in nicht unwesentlichem Maße beteiligt.“[27]

Nünning zeigt demzufolge drei Ebenen auf: die Präfiguration, die Konfiguration und die Refiguration. Insbesondere in den letzten beiden Ebenen rückt das reiseliterarische Verfahren des self-fashioning (vgl. Greenblatt 1980[28])  in den Fokus. Es „handelt […] sich bei diesen Äußerungen [der Reisetextautoren] nicht etwa um ‚Abbilder‘ von Lebenswirklichkeiten, sondern um hochgradig artifizielle, mit dem Ziel einer bewussten Stilisierung entworfene Textkonstrukte.“[29] In der Reiseliteraturforschung wird deshalb die Marginalisierung der Autorenkategorie, wie sie im Poststrukturalismus proklamiert wurde, grundsätzlich relativiert. Dieses Vorgehen entspricht dem aktuellen theoretischen Diskurs zum Autor als einer nützlichen analytischen Kategorie.[30]

In Anschluss an Carl Thompson unterscheidet Johannes Gröbert in seiner Publikation „die Vertextung der Welt“ (2014) grundlegend zwischen dem äußeren Reisetext, der die Dinge, von denen berichtet wird, enthält, und dem inneren, in dem die Erlebnisse und Äußerungen des Reisenden selbst thematisiert werden.[31] Thompson differenziert die Verfahren „Reporting the world“ (Bericht über die historisch belegbare Reise) und „Revealing the self“ (die autobiographische Selbstdarstellung).[32] Ausgehend von dieser Grundannahme lehne ich mich an die methodische Vorgehensweise von Johannes Gröbert (2014) an, um die Frage zu beantworten, mithilfe welcher Verfahren der Reiseschriftsteller, hier Kraszewski, ihre zunächst „amorphe[n] Realitätserfahrungen“ in die reglementierte Formensprache eines Textes überführen.[33] Gröbert untersucht in seiner Studie anhand der Reisetexte von Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso die spezielle Beschaffenheit der (naturwissenschaftlichen) Reiseliteratur und entwickelt literaturwissenschaftliche Analyseinstrumentarien, die auch auf andere Reisetexte übertragen werden können. So unterscheidet Gröbert zum Beispiel zwischen der Makro- und der Mikrostruktur des Textes.[34] In der Betrachtung der ersteren wird das Verhältnis zwischen dem eigentlichen Bericht und den ihn umgebenden programmatischen Aussagen des Autors in den Fokus gerückt. Paratexte und die damit verbundene literaturwissenschaftliche Diskussion, angestoßen von Gérard Genette[35], liefern für diese Analyse die Grundlagen. Dagegen beschäftigt sich die Untersuchung der Mikrostruktur mit der Hybridität der literarischen Gattung. Dabei geht es vor allem um einzelne kürzere Passagen, Kapitel oder Texte, die charakteristische Überschreitungen des ‚klassischen‘ chronologischen Reiseberichts aufweisen.[36]

An diese grundlegende Unterscheidung der Analyseebenen knüpft Gröbert die Beschreibung der Selbstinszenierung und damit verbunden auch der Selbstpositionierung an. Das bereits genannte reiseliterarische self-fashioning wird dabei thematisiert. Außerdem bietet es sich an, das Theorieangebot zum literarischen Feld nach Bourdieu zu nutzen, um die Konkurrenz um Deutungshoheit über einzelne Regionen, wissenschaftliche Herangehensweisen oder geteilte Erlebnisse zu untersuchen.[37]

In Rückbezug auf die zu Beginn genannte Fragestellung werden diejenigen Textstellen ausgewählt, die in besonderer Weise die (mittelalterlichen) Kunstwerke und -artefakte der europäischen Kunst zum Thema haben. Anhand der von Gröbert vorgeschlagenen Strukturebenen kann in diesen Textabschnitten die heterogene Form des Reisetextes strukturiert beschrieben und mit anderen Texten in Korrelation gesetzt werden. Auch das hier zu untersuchende Ausgangswerk von Kraszewski ist genuin heterogen in seiner Form, Burkot vergleicht den Text mit einer mosaikhaften Reportage:

„Kartki z podróży nie są […] esejem czy też rozprawą, lecz mozaikowym wielkim reportażem z zachłannego zwiedzania muzeów, gromadzenia informacji o twórcach, o losach ich dzieł, także o technice malowania, tajemnicach warsztatu itd.“[38]

Um den Umfang der zu analysierenden Abschnitte zu begrenzen und bessere Ausgangsbedingungen für einen Vergleich der Textstellen und die intertextuelle Analyse zu schaffen, konzentriere ich mich auf Beschreibungen einiger westeuropäischer Städte: Wien, Rom, Paris, Köln und Dresden sowie Krakau als Übergangsort und Referenzpunkt der polnischen Kunst. Dabei kann grob zwischen Abschnitten, die als Ekphrasis definiert werden können[39] und Textstellen, die eine wissenschaftliche Analyse, den Umgang und die Ordnung des europäischen Kulturguts betreffen (wie z.B. die Beschreibung von Sammlungen, deren Konzeptionen oder Zustände) unterschieden werden. Es wird nicht nur die jeweilige literarische Beschaffenheit untersucht, sondern in interpretierender Art und Weise der Zusammenhang zu den genannten wissenschaftlichen Texten charakterisiert. Um diese Übertragungsleistung inhaltlich zu stützen, ist es wichtig, den sozialgeschichtlichen Kontext des Reisetextes und biographische Hintergründe zu beleuchten. Wissenschaftliche Überblicksarbeiten zur polnischen Romantik und dem Positivismus (u.a. Czachowski 1967, Borkowska 1996, Burkot 1988) sind dafür ebenso relevant wie der bestehende wissenschaftliche Diskurs zu Kraszewski selbst und zu seinem künstlerischen und literarischen Umfeld (u.a. Burkot 1988, Czwórnóg-Jadczak 2004, Łojka 1992).

Von besonderer Bedeutung für die Analyse des kunsthistorischen Diskurses in Polen während des betreffenden Zeitraumes ist die Arbeit von Jolanta Polanowska (1995), die sich ausführlich mit den Autoren F. M. Sobieszczansi, J. I. Kraszewski, E. Rastawiecki und A. Przezdziecki beschäftigt. Hervorzuheben ist ihr eingehendes Studium der brieflichen Korrespondenzen sowie handschriftlichen Überlieferungen der Autoren, die für die Forschung schwer zugänglich sind und für die hier vorliegende Masterarbeit nicht im Original eingesehen werden konnten. Polanowska gelingt es, die zentralen Fragestellungen, Probleme und Ansätze der frühen polnischen Kunstgeschichtsschreibung zu erläutern, ohne dabei den europäischen Diskurs auszublenden. Ihre Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für das in dieser Arbeit beschriebene wissenschaftliche Feld.

Alle Teile der vorliegenden Arbeit können zudem im Kontext verschiedener Ansätze der literaturwissenschaftlichen Übersetzungestheorien betrachtet werden. Die Ansätze von Maria Krzystofiak (2013), Lawrence Venuti (2000) oder Doris Bachmann-Medick (2008), die auf klassischen Übersetzungstheorien wie denen von Walter Benjamin (1973), Friedrich Schleiermacher (1973), Roman Jakobson (1981) oder Jiřî Levý (1981) beruhen, lenken die Aufmerksamkeit insbesondere auch auf das Feld der Akteure, auf Transkulturalität, die künstlerische Bedeutung der Übersetzung oder auf transmediale Übersetzungsprozesse. Da ich grundsätzlich von der Übertragbarkeit der theoretischen Arbeiten zu diesem Thema auf andere künstlerische Mediengruppen ausgehe, können die Methoden der Kunstvermittlung im Reisetext im Rahmen dieser Theorien verstanden werden.

Klaus Niehrs Publikation „Gotikbilder – Gotiktheorien“ (1999) liefert außerdem eine wichtige Grundlage für die Beschäftigung mit der Rezeption mittelalterlicher Kunst im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. In umfangreichen Studien zu literarischen Texten ebenso wie wissenschaftlichen Publikationen und visuellen Vermittlungsmedien zeichnet er nicht nur die Entwicklung der qualitativen Bewertung mittelalterlicher Kunst in den Texten und Bildern nach, sondern bestimmt wesentliche Merkmale des Diskurses zu diesen Kunstwerken. Neben den Arbeiten von Klaus Niehr sind unter anderem die kunstwissenschaftlichen Studien von Bernd Craque et al. (2006), Daniela Mondini (u.a. 2005, 2014), aber auch geschichtswissenschaftliche Fragen zur Medialität und Vermittlung von historischen Fakten relevant.[40]

1.2. Argumentationsstruktur

Die im vorherigen Kapitel genannten gattungsspezifischen Merkmale und die wissenschaftlichen Diskurse zum Reisetext sowie der literarischen Rezeption (mittelalterlicher) Kunst im 19. Jahrhundert sind neben den bereits genannten Primärtexten und zusätzlichen Vergleichstexten der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Um der Frage nachzugehen, wie Kraszewski die visuelle, mittelalterliche Kunst in seinen Reisetexten rezipiert, wird die bereits beschriebene zweistufige Struktur aus Gröberts Studie zu naturwissenschaftlichen Reisetexten übertragen.

Zu diesem Zweck beschäftigt sich das folgende zweite Kapitel mit der äußeren Beschaffenheit des Ausgangstextes – mit der Makrostruktur. In den beiden ersten Unterkapiteln werden dafür die sozial-, literatur- und kunstgeschichtlichen Hintergründe zusammengefasst. In diesen Kapiteln werden außerdem intertextuelle Bezüge und zeitgenössische Vergleichs- oder Vorläufertexte, sowohl literarischer wie wissenschaftlicher Gattungen, genannt, die den Hintergrund des literarischen Felds und des Themengebiets Mittelalterrezeption beleuchten. In welchem sozialgeschichtlichen Zusammenhang entstanden diese Texte? Welche Informationen können aus beiliegenden Paratexten gewonnen werden? Was sagen diese Informationen über die intendierten Adressaten der Texte aus?

Das folgende dritte Unterkapitel beschäftigt sich mit der Ausgangsthese, die den schreibenden Reisenden als Übersetzer identifiziert. In einem vierten Unterkapitel steht der Primärtext Kartki z podróży. 1858-1864 (Warschau 1866, 1874) im Zentrum des Interesses. Die Produktionsbedingungen, grundlegende Merkmale der Textgattung und die allgemeine Darstellungsform sollen anhand der Erstausgabe untersucht und beschrieben werden. Im fünften Unterkapitel werden auch die beigelegten graphischen Blätter vor dem Hintergrund des Text-Bild-Verhältnisses und der Übersetzungsthematik kurz betrachtet. Welchen Rückbezug können die visuellen Notizen und Graphiken auf die persönliche Herangehensweise des Autors liefern (self-fashioning)? Gibt es einen direkten, inhaltlichen Zusammenhang zwischen der eigenen künstlerischen Tätigkeit und Sammlung sowie dem Aufzeichnungsprozess und den Beschreibungen? Welche Übersetzungsprozesse lassen sich zwischen der Präfiguration (der außersubjektiven Wirklichkeit) und der dargestellten Wirklichkeit ausmachen?

Im dritten Kapitel der Arbeit wird die Mikrostruktur der ausgewählten Textabschnitte bearbeitet. In einem ersten Unterkapitel wird dafür zunächst die literaturwissenschaftliche Analyse der Textstellen aufbereitet. Zentrale Fragen sind dabei: Welche der im Forschungsüberblick dargestellten Merkmale des Mediums Reisetext werden auf der mikrostrukturellen Ebene eingesetzt (z.B. Authentifizierungsstrategien, Präfiguration, Konfiguration und Refiguration etc.)? Welche intertextuellen Bezüge (genre-bezogene und fach-bezogene) ergeben sich in einzelnen Beschreibungen? In welcher Art und Weise werden Kunstwerke sprachlich dargestellt? Können charakteristische Kriterien und Übersetzungsmethoden ausgemacht werden? Welche übergreifenden Zusammenhänge ergeben sich aus dieser Beschreibungsform?

Im darauffolgenden Unterkapitel können dann auf dieser Basis die kunstwissenschaftlichen Texte Kraszewskis und die direkten Verbindungen zu anderen wissenschaftlichen Texten thematisiert werden.

Im abschließenden Fazit wird anhand der Ergebnisse bewertet, ob Kraszewskis Reisetext als kunstwissenschaftliches Kommunikationsmittel identifiziert werden kann und welche Rolle die Wahl der literarischen Gattung spielt. Dabei rücken vor allem die Auswirkungen auf den potenziellen Adressaten und die dafür anzunehmenden Gründe in den Fokus.

Die Schlussbemerkung dient dazu, die in dieser Arbeit dargelegte Argumentation zu öffnen und weiterführende oder ungeklärte Fragen zu stellen. Von zentralem Interesse für mich sind an dieser Stelle die Fragen, welche Rolle diese und vergleichbare Formen der Übersetzung mittelalterlicher Kunst im 19. Jahrhundert spielten und welche Wechselwirkungen sich gattungsübergreifend ergeben. Daraus resultiern auch Überlegungen zum kunsthistorischen Kanon.


[1] In Zusammenhang mit polnischer Reiseliteratur werden sie thematisiert u.a. bei Burkot, Stanisław (1988): Polskie podróżopisarstwo romantyczne. Warschau: Pańswowe Wydawnictwo Naukowe. In den einschlägigen Monographien zu Kraszewski werden seine Reisen erwähnt, die literarischen Texte dazu jedoch nicht ausführlich besprochen, z.B. Burkot, Stanisław (1988): Kraszewski. Szkice historycznoliterackie. Warschau. S.120-140 oder der Beitrag von Janina Kamionka-Straszakowa in Muzeum Literatury im. Adama Mickiewicza (2015): Muzeum J. I. Kraszewskiego w Dreźnie [Ausst.Kat.]. Warschau.

[2] Eine eingehender Analyse dieser Texte findet man u.a. in den Studien von Jozef Bachórz, Stanisław Burkot oder Barbara Czwórnóg-Jadczak.

[3] U.a. bei Warzenica-Zalewska, Ewa (1988): „Rola Kraszewskiego w rozwoju kultury polskiej” In: Karl-Marx-Universität Leipzig (1988): Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887). Seine Werke und ihr Widerhall. Beiträge der wissenschaftlichen Konferenz auf Anlass des 100. Todestages des Schriftsellers J. I. Kraszewski 06. November 1987. Leipzig. S.18-26; oder Burkot, Stanisław (1988): Kraszewski. Szkice historycznoliterackie. Warschau. S.249-307.

[4] Kraszewski, Józef Ignacy (1860): „Kartkach z przejażdżki po Europie w r. 1858”, In: Gazeta Codzienna, 1860, Nr. 21-60. Vgl. Dazu Burkot, Stanisław (1988): Kraszewski. Szkice historycznoliterackie. Warschau. S.135.

[5] Nähere Informationen zu den beigefügten Graphiken in Kapitel 2.5.

[6] Aus der Arbeit von Jolanta Polanowska (1995) geht hervor, dass beide Texte bereits Anfang der 1850er Jahr fertiggestellt wurden. Vgl. dazu Kapitel 3.2. in dieser Arbeit.

[7] Vgl. zum Beispiel den Begriff der „Seele“ in Johann Gottfried Herder (1841): Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Leipzig [4. Aufl, 1. Band], u.a. S.152 oder 276.; zur nationalen Identifikation vgl. z.B.: Pauly, Walter; Ries, Klaus (Hg.) (2015): Staat, Nation und Europa in der politischen Romantik. Baden-Baden; Dickson, Sheila (Hg.), Andermatt, Michael (2003): Romantische Identitätskonstruktionen: Nation, Geschichte und (Auto-) Biographie. Tübingen; Walicki, Andrzej (1982): Philosophy and romantic nationalism: the case of Poland. Oxford.

[8] Das Ziel, eine nationale Kunstgeschichte zu entwerfen, ist in dem hier betreffenden Zeitraum (ca. 1820-1860) auch in anderen europäischen Intellektuellenkreisen populär. Deutlichen Einfluss auf die Formulierung einer allgemeinen Kunstgeschichte hat die Architekturgeschichte, deren Monumente als stilistische Orientierungspunkte gelten: Zu den wichtigen Vorläufern dieser Form der kunstwissenschaftlichen Arbeit gehören Johann Bernhard Fischer von Erlach (1721), Julien-David Leroy (1764), Jean-Nicolas-Louis Durand/ Jacques-Guillaume Legrand (1800), Louis-Francois Cassas (1806), John Britton (1807-1826) und Séroux d’Agincourt ([1810-] 1823). Die deutschsprachige Forschung weist eine besondere Fülle derartiger Arbeiten im 19. Jahrhundert auf (u.a. Franz Kugler, Ernst Guhl, Georg Gottfried Kallenbach, Carl Schnaase, u.v.m.).

[9] „Der Interessenhorizont Kraszewskis ist breit, und die Kartki z podróży sind eine außergewöhnliche Sammlung von Informationen zur Geschichte der europäischen Kunst – aber auch zur Geschichte der damaligen europäischen Kultur.“ (Übers. GE) zitiert nach Burkot, Stanisław (1988): Polskie podróżopisarstwo romantyczne. Warschau: Pańswowe Wydawnictwo Naukowe. S.339.

[10] Muzeum Narodowe w Warszawie: Kolekcja i jej twórcy. Józef Ignacy Kraszewski. Online verfügbar unter http://www.kolekcjonerzy.mnw.art.pl/sucha/kolekcja.html [Zugriff  03.01.2018].

[11] Im 19. Jahrhundert etablierten sich in der Bildenden Kunst der Begriff des Kunstkenners, oder auch Connoisseur, deren Expertise sich unter anderem durch das Studium vor Originalen entwickelt. Die Aussagen über Zuordnung, Datierung oder Identifikation des Kunstwerkes beruhen allein auf dessen Kennerschaft. Vgl. dazu u.a.Friedländer, Max (1992 [1946]): Von Kunst und Kennerschaft. Leipzig: Reclam; Brakensiek, Stephan; Michels, Anette; Sors, Anne-Katrin (Hrsg.) (2016): Adam von Bartsch Copy.Right. Kunst Kommerz Kennerschaft. Petersberg: Michael Imhof Verlag oder Kobi, Valérie (2017): „The limits of connoisseurship. Attribution issues and mistakes. An introduction”, In: Journal of Art Historiography Number 16 June 2017.

[12] Goethe, Johann Wolfgang (1811-1822): Aus meinem Leben. [Bd. 1—3:] Dichtung und Wahrheit. Erster-Dritter Theil. [Bd. 4 u. 5:] Zweyter Abtheilung Erster-Zweyter Theil. Italienische Reise. [Bd. 6:] Zweyter Abtheilung Fünfter Theil. Campagne in Frankreich. Belagerung von Mainz. 6 Bände [mehr nicht ersch.] Stuttgart, Tübingen.

[13] Graczyk, Anette (2006): „Georg Forsters ‚Ansichten vom Niederrhein‘ als wissenschaftlicher Reisebericht“, In: Georg-Forster-Studien 11, S. 443-459, hier S. 444-445.

[14] Vgl. die Ausführungen in Kapitel 3.2. in dieser Arbeit.

[15] vgl. dazu Tilmann Köppe/Simone Winko (2008): Neuere Literaturtheorien. Stuttgart et al.: Metzler. S. 163-174, bzw. S. 217-254

[16] Vgl. Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 8.

[17] Neuber, Wolfgang (1989): „Zur Gattungspoetik des Reiseberichts. Skizze einer historischen Grundlegung im Horizont von Topik und Rhetorik“, In: Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Hg. von Peter J. Brenner. Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 50-67; Ansgar Nünning (2008): „Zur mehrfachen Präfiguration/Prämediation der Wirklichkeitsdarstellung im Reisebericht. Grundzüge einer narratologischen Theorie, Typologie und Poetik der Reiseliteratur“, In: Points of Arrival. Travels in Time, Space and Self/Zielpunkte. Unterwegs in Zeit, Raum und Selbst. ed. by/hg. von Marion Gymnich, Ansgar und Vera Nünning, Tübingen: Francke. S. 11-32.

[18] Vgl. Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 8.

[19] Barbara Korte (1996): Der englische Reisebericht. Von der Pilgerfahrt bis zur Postmoderne. Darmstadt: WBG. S.14. Als direkte Kritik dazu Manfred Pfister (1997): [Rezension zu: Barbara Korte (1996): Der englische Reisebericht. Von der Pilgerfahrt bis zur Postmoderne]. In: Anglia 115, 270-274. und Scheitler, Irmagard (2000): „Neue Literatur über Reisen“. In: IASL 25, S. 192-205.

[20] Peter Hulme /Tim Youngs (2007): Talking About Travel Writing. A Conversation between Peter Hulme and Tim Youngs. Leicester: The English Association, University of Leicester. S. 3-4, Hervorhebung im Original.

[21] Nichtfiktionale Texte können fiktionale (fiktive) Elemente aufweisen (Unterscheidung zwischen fiktiv und fiktional bei Andreas Kablitz (2008): „Literatur, Fiktion und Erzählung – nebst einem Nachruf auf den Erzähler“, In: Im Zeichen der Fiktion. Aspekte fiktionaler Rede aus historischer und systematischer Sicht. Fs. Klaus Hempfer zum 65. Geburtstag. Hg. von Irina O. Rajewsky und Ulrike Schneider. Stuttgart: Steiner. S. 13-44.

[22] Neuber, Wolfgang (1989): „Zur Gattungspoetik des Reiseberichts. Skizze einer historischen Grundlegung im Horizont von Rhetorik und Topik“, In: Peter J. Brenner (Hg.): Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, S.51-52.

[23] Fischer, Tilman (2004). Reiseziel England. Ein Beitrag zur Poetik der Reisebeschreibung und zur Topik der Moderne (1830-1870). Berlin: Erich Schmidt. S. 39.

[24] Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 11.

[25] Ette, Ottmar (2001): Literatur in Bewegung. Raum und Dynamik grenzüberschreitenden Schreibens in Europa und Amerika. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft. S. 43.

[26] Willems, Gottfried (2010): „Der Literaturbegriff als Problem der Wissenschaft. Die Literatur als Refugium des Wertlebens und das Ideal der wertfreien Wissenschaft.“ In: Der Begriff der Literatur. Transdisziplinäre Perspektiven. Hg. von Alexander Löck und Jan Ulbrich. Berlin et al.: de Gruyter. S. 223-245. hier S. 242.

[27] Nünning, Ansgar (2008): „Zur mehrfachen Präfiguration/Prämediation der Wirklichkeitsdarstellung im Reisebericht. Grundzüge einer narratologischen Theorie, Typologie und Poetik der Reiseliteratur“, In: Marion Gymnich, Ansgar Nünning, Vera Nünning und Elisbeth Waghäll Nivre (Hg.): Points of Arrival/Zielpunkte. Travels in Time, Space and Self/Unterwegs in Zeit, Raum und Selbst. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag GmbH, S.14.

[28] Steven Greenblatt (1980). Renaissance Self-Fashioning. From More to Shakespeare. Chicago, IL: U of Chicago P.

[29] Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 16/17

[30] vgl. Sammelband „Rückkehr des Autors“ 2000, Fortis Jannidis, Gerhard Lauer, Matias Martinez, Simone Winko (HG), Tübingen: Niemeyer außerdem (2002) Autorenschaft: Positionen und Revisionen, hg. von Heinrich Detering, Stuttgart et al.: Metzler. und Schaffrick, Matthias; Willand, Marcus (Hg.) (2014): Theorien und Praktiken der Autorschaft. Berlin/Boston.

[31] Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 4.

[32] Thompson, Carl (2011): Travel Writing. London, New York: Routledge Taylor & Francis Group.

[33] Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 346.

[34] ebd. S. 5.

[35] Der Begriff ‚Paratext‘ wurde 1982 von Gérard Genette eingeführt. Seine Begriffsdefinition wandelte sich im Laufe seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeiten. Die weiterentwickelten Ansätze werden heute nicht nur auf literarische Werke, sondern auch auf andere Medien angewendet. Vgl. u.a. Genette, Gérard (1989): Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Mit einem Vorwort von Harald Weinrich, übersetzt von Dieter Hornig. Frankfurt am Main: Campus Verlag GmbH; Genette, Gérard (1993 [1982]): Palimpseste. Literatur auf zweiter Stufe. übersetzt von Wolfram Beyer, Dieter Hornig. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

[36] Gröbert, Johannes (2014): Die Vertextung der Welt. Forschungsreisen als Literatur bei Georg Forster, Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Schriftenreihe der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, München, Boston: Walter de Gruyter GmbH. S. 346.

[37] Ebd.

[38] „Die Kartki z podróży sind kein Aufsatz oder eine Abhandlung, sondern eine mosaikhafte, breite Reportage einer unersättlichen Reise durch Museen, in der Informationen über die Schöpfer und das Schicksal ihrer Werke, aber auch die Maltechniken sowie die Geheimnisse ihrer Werkstatt etc. zusammengetragen werden.“ (Übers. GE) Burkot, Stanisław (1988): Polskie podróżopisarstwo romantyczne. Warschau: Pańswowe Wydawnictwo Naukowe. S.372.

[39] Die Ekphrasis ist die verbale Beschreibung visueller Kunst. Klassische Beispiele dafür sind bereits die Beschreibung des Schilds von Achilles in Homers Ilias oder Gotthold Ephraim Lessings Laokoon; oder, über die Grenzen der Mahlerey und Poesie (1766).  Letzterer thematisiert gerade die Grenzen der sprachlichen Beschreibung der Kunst. Gleichzeitig spielt allerdings die Beschreibung von Kulturschätzen, Kunstsammlungen oder Bauwerken eine wesentliche Rolle in Reisetexten, die unter anderem der Anleitung nachfolgender Reisender dienen konnten. Vgl. Burwick, Frederick (2015): Romanticism: Keywords. Malden, Oxford: John Wiley & Sons, Ltd. S.66.

[40] U.a. Haskell, Francis (1995 [1993]): Die Geschichte und ihre Bilder. Die Kunst und die Deutung der Vergangenheit. Unter Mitarbeit von Michael Bischoff (Übersetzer). München: C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck); Haskell, Francis (1993): History and its images. Art and the interpretation of the past. New Haven, London: Yale University Press 1993; Bruhn, Matthias; Borgmann, Karsten (Hg, 2004): „Sichtbarkeit der Geschichte. Beiträge zu einer Historiographie der Bilder (Historisches Forum, Bd. 5); Crivellari, Fabio; Kirchmann, Kay u.a. (Hg., 2004): Die Medien der Geschichte. Historizität und Medialität in interdisziplinärer Perspektive. Konstanz 2004. uvm.

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